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Transkulturalität_mdw Interdisziplinäre Ringvorlesung
Mittwoch, 14. Dezember 2016, 17:00 - 20:00
kostenlos3. Termin: Politiken der Repräsentation
Vortrag: Bernd Brabec de Mori
Bernd Brabec de Mori (*1975, Bregenz) studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte an den Universitäten Salzburg, Graz und Wien. Seine Spezialgebiete sind die Ethnomusikologie Amazoniens, Musik und Magie, nicht-menschliche Musik, Hörwahrnehmung und die Ontologie des Auditiven, sowie Auditive Anthropologie.
Kann man Klänge ausstellen? Oder: das koloniale Projekt ethnographischer Museen unter besonderer Berücksichtigung indigenen Wissens.
Der koloniale Urgrund der Ethnographie und der Anthropologie ist evident, und jegliche anthropologische Betätigung ist an eine intrinsisch (historisch betrachtet) eurozentrische Annahme gebunden: nämlich, dass das Beschreiben – und idealerweise Verstehen – vorerst fremder Menschen von Vorteil ist. Das Erforschen der „Anderen“ ist dabei nicht nur der Wissenschaft dienlich. Missionare, Militärs, Industrie und Tourismus profitieren teils massiv von ethnographischer und anthropologischer Forschung.
In indigenen südamerikanischen Gesellschaften wird der Umgang mit dem „Anderen“ hingegen in der Praxis gelebt, und zwar mit einem oral-auditiven Schwerpunkt: Die Kultur des Geschichtenerzählens, Aufführungen von Liedern und Tänzen, sowie viele Rituale zeigen, wie wichtig Hören und Klang für die Indigenen sind.
Anhand eines aktuellen Projekts am Musée d’Ethnographie de Genève (MEG) zeige ich Probleme und Erfolge einer Umsetzung von indigenem auditivem Wissen im Kontext eines Museums. Die unmittelbare Gleichzeitigkeit von Klangmaterial und Hören erwirkt dabei ein Überbrücken von Raum und Zeit. Zuhörende Museumsbesuchende werden durch die klangliche Immersion zu direkten Rezipierenden indigenen Wissens.
In meinem Beitrag möchte ich zeigen, dass Transkulturalität nichts a priori Positives ist (wie auch zum Beispiel eine Axt). Es geht darum, wie der Austausch von Wissen und Kenntnissen vor sich geht, wie die beteiligten AkteurInnen machtpolitisch positioniert sind, und wer von solchen Prozessen profitiert.
Künstlerischer Beitrag: SAKINA
Songül Beyazgül alias SAKINA, Sängerin, Journalistin und Schriftstellerin, geboren 1973 in Nord-Kurdistan, kam vor 10 Jahren als politischer Flüchtling nach Wien. Sie tritt für die Rechte der KurdInnen ein und gibt regelmäßig Konzerte in verschiedenen europäischen Ländern.
Hinter den Türen
Mesopotamien ist historisch gesehen die Wiege der verschiedenen Zivilisationen und Kulturen. Sie ist die Heimat von Völkern, die unter dem Einfluss von nicht enden wollenden Konflikten und Kriegen leben. Diese Konflikte führten zur Ausgrenzung, Verlust und Unterdrückung der vielfältigen ethnischen Kulturen. Sie begrenzte sich nicht nur auf die ethnische Identität sondern breitete sich auf die Geschlechter. Die Frauen erfuhren aufgrund der bestehenden feudalen Systeme und strenger patriarchaler Praktiken eine starke Unterdrückung. Vor allem der politische Islam in manchen Ländern sah nicht nur den Körper, sondern auch die Stimme der Frau als teuflisch an. Die kreative Seele und Sprache der Frau wurde eingesperrt. Ihre Klagelieder, Lieder von der Liebe, gesungene Sehnsüchte durften mit der Stimme der Frau nicht zu Ausdruck gebracht werden. Sie konnten ihre Lieder nur innerhalb der Grenzen der ihnen aufgedrückten Wänden singen.
Hinter den Türen versucht genau diese Klänge die aus politischen, gesellschaftlichen Konstrukten verboten und verschlossen wurden hervorzubringen und zusammenzuführen und ihnen einen Raum zu schaffen.
Kommentar und Moderation: Therese Kaufmann
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