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Diskussion und Buchpräsentation: Die neuen Biedermenschen
Mittwoch, 30. September 2020, 19:00 - 21:00
kostenlos50 Jahre nach dem Aufbruch, der im Jahre 1968 weite Teile der Jugend Europas erfasst hatte, sind aus den Versatzstücken einer Kultur des Aufbegehrens Eckpfeiler einer hegemonialen Biedermeierlichkeit geworden. Die Rebellion gegen den verstockten Nachkriegskonservativismus ist zu einem neuen Establishment erstarrt.
Der Soziologe Karl Kollmann zeichnet nach, wie es dazu kommen konnte, dass aus dem Wunsch nach Befreiung in nur zwei Generationen wiederum ein gesellschaftliches Korsett geschnürt wurde, das enge Lebensmuster vorgibt. Diese folgen nun nicht mehr rechtskonservativen, sondern linksliberalen Verhaltensregeln, die allerdings ebenso peinlich eingehalten werden (müssen) wie die einst von den rebellischen Eltern bekämpften. Dem neuen linksliberalen Establishment ist es gelungen, kulturelle Hegemonie und mediale Meinungsführerschaft zu erlangen. Gepaart mit entsprechendem Arbeitsethos lässt es sich in den oft engen städtischen Zirkeln als Mittelschicht gut leben. Die soziale Frage spielt folgerichtig eine untergeordnete Rolle. Stattdessen wird das Hohelied auf Diversität und Multikulturalität gesungen, wobei man die eigenen Kinder doch lieber in den privaten Kindergarten und die bessere Schule fernab von den sozialen Brennpunkten der Ausländerviertel schickt, die so nicht genannt werden. Die verordnete sprachliche Korrektheit hilft dabei mit, die gesellschaftliche Realität zu verdecken.
Der Promedia Verlag gibt eine kurze Einführung und lädt den Philosophen Alfred Pfabigan, den Historiker Franz Schandl und Kathrin Kollmann, die Tochter des 2019 verstorbenen Autors, zum Gespräch.
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