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Behemoth und der Weltmarkt
Montag, 29. Oktober 2018, 19:00 - 21:00
kostenlosZur Aktualität von Franz Neumann und Alfred SohnRethel
Vortrag von Gerhard Scheit
Franz Neumanns Buch Behemoth von 1942 machte deutlich, dass der
nationalsozialistische Staat, der sich als totaleinheitlich
propagierte, in Wahrheit durch die planlose Konkurrenz mächtigster
sozialer Cliquen oder Rackets gekennzeichnet war. Die Gesellschaft
bricht auseinander in „diffuse barbarische Vielheit“ – ein Prozess, in
dem die einheitliche souveräne Gewalt, sich auflöst in mehrere
rivalisierende Machtgruppierungen, deren Beziehungen untereinander nur
personal geregelt wurden.
Die Frage der Einheit in diesem „Unstaat“, die damit im Grunde
aufgeworfen wurde, die Frage also, was an die Stelle des Souveräns
trat; wodurch eigentlich die Rackets noch zusammenhingen, blieb
allerdings bei Neumann weitgehend unbeachtet. Die Antwort findet sich in
Adornos und Horkheimers Elementen des Antisemitismus, Raul Hilbergs
Vernichtung der europäischen Juden und Moishe Postones
Nationalsozialismus und Antisemitismus.
Alfred SohnRethel wiederum konnte in seinen Analysen der
Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus zeigen, inwiefern dessen
Autarkiebestrebungen auf den Zerfall des Weltmarkts im Zuge der
Weltwirtschaftskrise reagierten und zugleich Vorbereitung des
Vernichtungskriegs waren. Soweit nun heute von Autarkiepolitik als
„Katastrophenpolitik“ (Adorno) im politischen Islam gesprochen werden
kann, die in Gestalt djihadistischer Rackets an die „barbarische
Vielheit“ des Behemoth denken lässt, beruht sie im Unterschied dazu
jedoch nicht auf einem Zerfall des Weltmarkts, sie koexistiert hingegen
mit dessen weiterbestehenden Zusammenhängen und beruht auf dem
Stellenwert von Erdölförderung und handel innerhalb dieser
Zusammenhänge. Im Unstaat der Islamischen Republik Iran hat sie
inzwischen die für die Existenz Israels bedrohlichste Form angenommen.
Gerhard Scheit, Essayist, Herausgeber der Zeitschrift sans phrase
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