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Forum für Übersetzungskritik: Ahoti Ktanah (Schwestermein klein) von Abba Kovner
5. November, 08:00 - 17:00
kostenlosAbba Kovner (1918-1987) ist im deutschsprachigen Raum nur wenigen bekannt. Der Nationalsozialismus machte ihn zum Widerstandskämpfer, aus eigenem Antrieb und in seinem späteren Leben war er Künstler. Mit einer Distanz von 20 Jahren entstand innerhalb von drei Tagen ein hebräischsprachiger Gedichtszyklus, der zum Teil auf Kovners eigenen Erfahrungen während des 2. Weltkriegs basiert.
„Ahoti Ktanah“ (1967) besteht aus 5 sogenannten Toren (Sche’arim) und aus insgesamt 48 Gedichten. Mit vielschichtigen Verweisen auf die jüdische Schreibtradition und Literatur verdichtet Kovner die Suche des lyrischen Ich nach Schutz seiner kleinen Schwester in einem dominikanischen Kloster. In der jüdischen Schreibtradition steht das Wort Schwester immer wieder für Gott, wodurch diese Begegnung ein Aufeinanderstoßen zweier Religionen, des Judentums und (katholischen) Christentums, zur Zeit des Holocaust wird.
Im Versatorium wollen wir uns zusammen in Gedicht 41 im 4. Tor vertiefen. Es ist das einzige Gedicht, das fast ausschließlich auf Zitaten aus dem Pijut „Or Jeschaji“* (אור ישעי) von Solomon ben Judah ha-Bavli basiert. Als ginge ein Riss durch dieses Gedicht, sind die Verse abwechselnd links- und rechtsbündig gesetzt und auch die Syntax des Gedichts ist voller Diskontinuität. In einem Brief an eine Übersetzerin betont er, dass in erster Linie die Tonalität des Gedichts zu übersetzen sei, als die Wörtlichkeit des Originals. Er verweist an dieser Stelle auf das Prasseln von Regen auf ein Blechdach, um die tonale Qualität dieses Gedichtes zu beschreiben. Wie wird die Übersetzung klingen?
Allex. Fassberg schreibt Texte für Theater und ist im Bereich Dramaturgie tätig.
Franziska Füchsl lebt als Hilfstschak dem Lesen, Dichterin und (Über-)Setzerin in Wien und Kiel. Zuletzt erschienen: Die Straßen sind sichtbar (Ritter Verlag 2023)
Falls Interessierte vorab Textmaterial zugeschickt bekommen möchten: ffxl@ffxl.xyz